Interventionelle Schmerztherapie

Sympathikusblockaden

Die Beteiligung des sympathischen Nervensystems an chronischen Schmerzsyndromen wird nach der neuesten Nomenklatur als «sympathisch unterhaltener Schmerz» (sympathetically maintained pain, SMP) bezeichnet. Als diagnostisches Kriterium ist die Schmerzlinderung durch eine Blockade der sympathischen Innervation im entsprechenden Versorgungsgebiet definiert. Somit spielen diagnostische Sympathikusblockaden im Instrumentarium der invasiven Schmerztherapie eine wichtige Rolle. Am häufigsten werden das Ganglion stellatum (das Kopf, Hals und den oberen Brustkorbbereich bis Th4 versorgt), der lumbale Grenzstrang und der Plexus coeliacus (ein Netzwerk vegetativer Nervenanteile, das insbesondere Pankreas, Magen und Leber versorgt) blockiert. Nach positiver Behandlung mit einem Lokalanästhetikum können Blockaden mit einem Opioid (ganglionäre lokale Opioid-Analgesie, GLOA), eine Neurolyse mit Alkohol oder Phenol oder eine Thermoläsion mit Radiofrequenz angewendet werden. Aufgrund der Komplikationsmöglichkeiten ist eine eindeutige Identifikation der anatomischen Strukturen durch den Einsatz bildgebender Verfahren zu fordern.

Behandlungen

Perkutane CT-gesteuerte Lyse des lumbalen sympathicus

Allgemein kann man bei dieser Art der Behandlung von umschriebenen Verschlüssen der Beinarterien bei Arterienverkalkungen oder bei Diabetikern mit einer hohen Erfolgsrate rechnen. Zu den wichtigen Indikationen zählen Verschlüsse der Unterschenkel- und Fußarterien auch bei gleichzeitigen Oberschenkelverschlüssen. Die Behandlung ist auch für Patienten mit trophischen Veränderungen der Haut, mit Nekrosen der Zehen, als Zusatzmaßnahme bei Patienten nach Profundaplastik und femoropoplitealem Bypass sowie für Patienten mit Endangitis obliterans (M.Winiwarter-Bürger) geeignet. Im Gegensatz zu der Methode einer Gefäßerweiterung von innen mit einem Ballon sind hier beispielsweise offene Geschwüre an den Beinen wie auch Nekrosen (Absterben) im Bereich der Zehen durch eine Sympathikusausschaltung im Lendenbereich sehr gut zu behandeln.

Diese Form der vorsichtigen Sympathikusausschaltung ist auch an anderen Stellen des Körpers möglich. Mit guten Erfolgen behandelbar sind auch Schmerzen ausgelöst durch Osteoporose, Tumoren und nach Herpes Zoster (Gürtelrose) sowie das übermäßige Schwitzen (Hyperhidrose).

Hierzu wird eine dünne Nadel direkt bis zu einem kleinen Nerven vorgeschoben. Nach Plazierung der Nadel wird vorsichtig Lokalanästhetikum und 96%-iger Alkohol zur chemischen Nervendurchtrennung injiziert. Eine Nervendurchtrennung kann ebenfalls mittels Hochfrequenzstrom erfolgen. Sympatikolyse wird oft auch als zusätzliche Maßnahme nach Gefäßoperationen der Oberschenkel- und Kniearterien durchgeführt. In den meisten Fällen wird die Indikation durch Gefäßchirurgen bzw. Angiologen nach entsprechenden Untersuchungen gestellt.

Perkutane CT-gesteuerte Blockade des plexus hypogastricus

Ist ein minimal-invasives Verfahren zur Schmerzbehandlung für Patienten mit therapieresistenten Schmerzen bei bösartigen Tumoren des Beckens (Prostatakarzinom, Cervixkarzinom, Hodentumor, Enteritis nach Bestrahlung).

Nach CT-kontrollierter Plazierung zweier dünner Nadeln am Ganglion hypogastricum werden ein Lokalanästhetikum und 96%-iger Alkohol zur chemischen Nervendurchtrennung injiziert. Mit guter Schmerzreduktion ist bei 70% der Patienten zu rechnen.

Die Behandlung kann ambulant, in Lokalanästhesie erfolgen und ist beinahe schmerzfrei.

Perkutane CT- gesteuerte Blockade des truncus coeliacus

Nach CT-kontrollierter Plazierung einer dünnen Nadel am Ganglion coeliacum werden vorsichtig ein Lokalanästhetikum und 96%-iger Alkohol zur chemischen Nervendurchtrennung injiziert.Komplikationen bei CT-kontrollierten Behandlungen sind sehr selten. Die Behandlung ist annähernd schmerzfrei und wird in Lokalanästhesie durchgeführt. Ein kurzer stationärer Aufenthalt ist anzuraten. Bei ambulanten Patienten ist eine Beobachtungszeit von 2-3 Stunden nach der Behandlung zu empfehlen..

Ist ein minimal invasives Verfahren zur Behandlung von Schmerzen bei bösartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse, Leber, Gallenblase und Gallenwege, Magens aber auch bei therapieresistenten Schmerzen bei M. Crohn und chronischer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Perkutane CT-gesteuerte Blockade des ganglion impar

Ist ein Verfahren zur Tumorschmerztherapie bei Tumorinfiltration des Beckenbodens und Perineums meist verursacht durch kolorektale oder gynäkologische Karzinome. Dieser oft brennende Schmerz projiziert sich in die Scheide, das Rectum oder das Perineum.

Nach CT-kontrollierter Plazierung einer dünnen Nadel am Ganglion Impar werden vorsichtig ein Lokalanästhetikum und ein Neurolytikum zur chemischen Nervendurchtrennung injiziert.

Die Behandlung kann ambulant in Lokalanästhesie erfolgen und ist nahezu schmerzfrei.

Perkutane CT-gesteuerte Blockade des thorakalen sympathicus

Bei der CT-kontrollierten thorakalen und lumbalen Sympathikusausschaltung sind durch die Injektion von nur 1.5 – 3 ml 96%-igem Alkohol dauerhafte Steigerungen der Durchblutung bei 75-80% der Patienten möglich.

Diese Behandlung kann ambulant in Lokalanästhesie durchgeführt werden.

Ist ein minimal-invasives Verfahren geeignet für Patienten mit Raynaud-Syndrom im Bereich der Hände und Arme, mit Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen), Phantomschmerzen nach Amputation, postherpetischer Neuralgie, Durchblutungsstörungen bei inoperabler arterieller Verschlusskrankheit, Tumorschmerzen im Arm, Brustkorb, und Plexus brachialis und Schmerzen nach Bestrahlung. Die erste chemische Sympathikusausschaltung wurde bereits 1926 von G. I. Swetlow mit 85%-igem Alkohol durchgeführt. 1949 legte schon H.A. Haxton seine Ergebnisse nach lumbaler Sympathikusausschaltung mit Phenol bei 220 Patienten vor. Die Computertomographie hat die Treffsicherheit bei der Sympathikusausschaltung erhöht und die Risiken gesenkt.

Perkutane CT-gesteuerte Blockade des ganglion stellatum

CT-gesteuerte Blockade des Ganglion stellatum ist ein minimal-invasives Verfahren geeignet für Patienten mit Tumorschmerzen, mit Schmerzen nach Herpes Zoster (sog. postherpetische Neuralgie), Narbenschmerzen, Phantomschmerzen, Lymphödem und sympathischer Reflexdystrophie ( M. Sudeck) im Innervationsbereich des Plexus brachialis (Schmerzen im Arm, Brustwand, Schulterblatt, Hand).

Der Eingriff kann ambulant in Lokalanästhesie durchgeführt werden, ist komplikationsarm und nahezu schmerzfrei.