Um zu verstehen was bei einem Bandscheibenvorfall passiert, möchten wir zuerst erklären wie eine Bandschiebe aufgebaut ist. Die Bandscheibe liegt zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und besitzt keine Blutgefäße, weshalb sie nur ein begrenztes Regenerationspotential hat und mit zunehmenden Alter verschleißanfällig wird. Unsere Bandscheiben erfüllen die gleiche Funktion wie die Stoßdämpfer des Autos. Sie verformen sich und dämpfen die Bewegungen. Sie bestehen aus einem festen äußeren Faserknorpelring (Annulus) und einem weichen gallertigen Kern (Nucleus). Die meisten Bandscheibenvorfälle ereignen sich in der Lendenwirbelsäule, da diese am meisten beansprucht wird und die gesamte Last der darüberliegenden Wirbelsäule tragen muss.
Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zum Riss im äußeren Faserring, wobei sich die ganze Bandscheibe ein wenig vorwölbt und der galertige Kern zum Teil austritt. Dabei kommt es dazu, dass naheliegende anatomische Strukturen (v.a. Spinalnerv) eingeengt oder gequetscht werden, wobei ein typischer Schmerz in dem betroffenen Wirbelsäulensegment entsteht. Oft kommt es auch zu einem ausstrahlenden Schmerz in die Beine, der von den meisten Patienten als ein Brennen, Kribbeln, Klopfen oder als ein Taubheitsgefühl empfunden wird.
Eine MR-Schichtaufnahme. Bandscheibenvorfälle in der Etage L4/5 und L5/S1 deutlich zu erkennen an der Vorwölbung in den Spinalkanal.
Eine Bandscheibe bestehend aus einem festen äußeren Faserring und einem gallertigen Kern.
Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zu einem Riss im äußeren Faserring, einer Protrusion(Vorwölbung) und einem Rausfließen des gallertigen Kerns.
2.a. Diskographie
Die Diskographie ist eine Untersuchung der Bandscheibe mit Kontrastmittel. Eine Diskographie ist in den meisten Fällen dann begründet, wenn ein Riss in der Bandscheibe vermutet wird, welcher mittels Kernspintomographie(MR) nicht festgestellt werden konnte. Die Diskographie wird am häufigsten bei chronischen Rückenschmerzen angewendet, wenn nicht klar definiert werden konnte, welche Bandscheibe die Hauptbeschwerden auslöst. Zusätzlich kann man den Zustand der jeweils angrenzenden Bandscheiben beurteilen. Eine Diskographie erfolgt ebenfalls vor einem endoskopischen Bandscheibeneingriff und vor einer Stabilisierung mittels Metallplatte (Fusion).
Nach örtlicher Betäubung wird eine feine Kanüle von der Seite bis in die Mitte der Bandscheibe vorgeschoben. Danach wird kleine Menge eines jodhaltigen Kontrastmittels in den Bandscheibenraum injiziert, wobei der Patient angeben muss, inwieweit hierdurch seine Beschwerden ausgelöst werden. Zusätzlich werden Röntgenaufnahmen und eine CT Untersuchung der Segmente durchgeführt. Anhand dieser Informationen kann festgestellt werden, welche Bandscheibe krankhaft degeneriert ist.
Diskographie Röntgenaufnahme nach Kontrastmittelgabe in drei Bandscheiben.
Riss im äußeren Faserring auf einem CT-Bild deutlich erkennbar.
2.b. IDET (Intra Diskale Elektrothermale Therapie)
IDET ist eine minimal-invasive Behandlungsmethode, welche bei kleinen schmerzhaften Bandscheibenvorfällen oder Protrusionen (Bandscheibenvorwölbung) eingesetzt werden kann. IDET ist auch beim chronischen diskogenen (=Bandscheiben-) Schmerz sinnvoll.
Die intradiskale elektrothermale Therapie (IDET) ist eine neue Behandlungsmethode, bei der ein Thermokatheter in die Bandscheibe durch eine Nadel eingeführt wird, um Rissbildungen im äußeren Faserring zu überbrücken. Anschließend wird kontrolliert Wärmeenergie im Bereich der schmerzhaften Rissbildung ca. 15 Minuten lang appliziert. Die Wärme verändert das Kollagengewebe im äußeren Faserring der Bandscheibe, verdickt seine Struktur und koaguliert und inaktiviert Nerven und Schmerzrezeptoren. Aus der Veränderung des Kollagengewebes resultiert eine Verdichtung und der Verschluss des Einrisses in dem äußeren Faserring. Zusätzlich kommt es zur Größenreduktion einer Bandscheibenvorwölbung.
Dieses Bild zeigt wie der Riss im Annulus mit Hilfe des Thermokatheters behandelt wird.
Dieses Röntgenaufnahme zeigt die Position des Katheters innerhalb der Bandscheibe.
Handelt es sich um eine erkrankte, d.h. schmerzende Bandscheibe (diskogener Schmerz), wird ein Schmerz ausgelöst, der ähnlich dem Rückenschmerz ist, den der Patient bereits kennt (memory pain). Des weiteren werden für den Arzt auch Einrisse im harten Faserring der betroffenen Bandscheibe erkennbar.Die Diskographie ist komplikationsarm und erfolgt daher immer ambulant. Bei unseren Patienten sind bis jetzt keine Komplikationen eingetreten.
Mit dieser Methode stellen wir lediglich fest, ob ein anhaltender Rückenschmerz durch Bandscheibenverschleiß bedingt ist. Wenn dies der Fall ist, ist eine sogenannte IDET-Behandlung sinnvoll.
2.c. Nucleoplastie
Nucleoplastie ist eine minimal-invasive Behandlungsmethode, welche bei kleinen schmerzhaften Bandscheibenvorfällen, Protrusionen (Bandscheibenvorwölbung) sowie bei chronischen diskogenen (=Bandscheiben-) Schmerzen eingesetzt werden kann. Dieses hochmoderne Verfahren ist für die Lenden- und Halswirbelsäule verfügbar.
Vorteile einer Nucleoplastie:
- Nur örtliche Betäubung erforderlich
- Die Bandscheibe bleibt erhalten
- Der Eingriff ist nahezu risikofrei
- erletzungen oder Narben im Rückenmarkskanal ausgeschlossen
Die Nucleoplastie ist eine Behandlungsmethode, bei der eine dünne Nadel perkutan in die erkrankte Bandscheibe eingeführt wird. Durch diese Führungsnadel wird eine spezielle Sonde in die Bandscheibe vorgeschoben. Diese Sonde wird mit einem Generator verbunden. Nach dem Einschalten des Generators entsteht im Bereich der Nadelspitze ein Plasmafeld und Bandscheibengewebe wird durch das Lösen bestimmter Molekularverbindungen direkt vom festen in den gasförmigen Zustand überführt und kann durch die Kanüle entweichen. Auf diese Weise werden nun mehrere Hohlräume im Bandscheibengewebe geschaffen was zu einer Druckentlastung führt.Gleichzeitig kommt es zur Größenreduktion der Bandscheibenvorwölbung. Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten, wird in Lokalanästhesie durchgeführt, ist nahezu schmerzfrei und komplikationsarm.
Plasma-Nadel eingeführt in die Bandscheibe.
Mit mehreren Kanälen wird die erkrankte Bandscheibe Druck entlastet.
Inzwischen konnten in den USA bereits viele tausend Patienten mit Bandscheibenvorfällen, die konservativ nicht zu beheben waren, mit der Nucleoplastie geheilt werden. Eine offene Operation mit unvergleichlich höherem Risiko konnte so vermieden werden.
2.d. Chemonukleolyse mit Ozon
Die Chemonukleolyse mit Ozon verwendet das farblose, scharf riechende Gas Ozon (O3) mit großer Oxidationsfähigkeit. Das Ozon wird mit einem speziellen Gerät aus Sauerstoff (O2) hergestellt und sofort eingesetzt, wobei nur ein geringer Anteil des Sauerstoffes in Ozon umgewandelt wird.
Wirkungen von Ozon:
- Direkte Ozonwirkung auf die Bestandteile des weichen Kerns (Nucleus pulposus) der Bandscheibe durch Verminderung des Wassergehaltes und damit des Bandscheibenvolumens, welches auf die Nervenwurzeln drückt.
- Bessere Durchblutung und Verminderung der Entzündung im erkrankten Bereich, durch Oxygenierung der Entzündungs- und Schmerzmediatoren.
- Verbesserung der Mikrozirkulation und Sauerstoffzufuhr durch Verminderung des Venendruckes, da das Bandscheibenmaterial zu einer mechanischen Kompression der Blutgefäße geführt hat.
Die chronische Verringerung der Sauerstoffzufuhr ist teilweise für den Schmerz verantwortlich, da die Nervenwurzeln empfindlich auf Hypoxie reagieren.
Ablauf der Behandlung:
Der Patient liegt in Bauchlage auf dem Untersuchungstisch im CT. Am Ort der Hautpunktion wird eine lokale Betäubung verabreicht. Mittels Röntgen und CT wird das zu behandelnde Segment dargestellt. Dann wird die Bandscheibe mit einer dünnen Nadel punktiert und das Ozon-Sauerstoffgemisch injiziert. Anschließend wird beimRückzug der Nadel eine weitere Injektion dieser Mischung in das Knochenfenster, durch welches der Nerv durchtritt, gemeinsam mit Kortison und einem Lokalanästhetikum, verabreicht.
Verlauf nach der Behandlung:
- Sofortige, vollkommene oder teilweise Schmerzminderung
- In den folgenden 2 Wochen unveränderter Zustand evtl. leichte Verschlechterung der Schmerzen
- Anschließend 2.Verbesserungsphase innerhalb von 8 Wochen